Mathieu Cuendet, wir führen dieses Interview Mitte Februar. Was liefern Sie mir, wenn ich einen Korb mit Ihren Produkten bestelle?
Wir sind zwar in der Nebensaison. Trotzdem erhalten Sie eine schöne Auswahl von Früchten und Gemüsen, darunter seltene Sorten wie die Yacón-Knolle, Stachys und schwarzen Rettich – den können Sie für eine wärmende Suppe gebrauchen. Die Körbe enthalten auch klassische Produkte wie Karotten und Salate sowie andere Spezialitäten, zum Beispiel Topinambur-Knollen und das asiatische Blattgemüse Mibuna.
Das Lokale, die Nähe zum Boden ist für Sie zentral?
Ja, wir machen sehr viel Handarbeit und setzen möglichst wenig Maschinen ein. Bei uns wird alles frisch gepflückt und kommt direkt in den Verkauf und anschliessend auf den Teller. Wir schaffen so Arbeit vor Ort, und wir haben kürzere Transportwege, was nicht nur Kosten spart, sondern auch ökologisch sinnvoll ist und eine maximale Frische unserer Produkte garantiert.
Wer sind Ihre Kunden?
Wir verkaufen unsere Produkte in einem Umkreis von etwa 30 Kilometern an Private sowie an Gastronomiebetriebe in der Romandie. Letzteren bieten wir eine grosse Auswahl an essbaren Blüten, Minigemüsen und Pflanzensprösslingen, die wir «Saladine» nennen.
Und wie vertreiben Sie die Produkte?
Wir setzen voll auf den Direktverkauf. Seit Generationen findet man uns auf dem Markt in Lausanne. Zudem betreiben wir einen Hofladen und liefern Bestellungen aus dem Internet zweimal in der Woche gratis aus. Unsere Kundinnen und Kunden erhalten jede Woche einen Newsletter mit dem aktuellen Angebot und einem Rezept. Je nach Jahreszeit bieten wir auch die Möglichkeit, auf unserem Feld in Lonay selbst Salate zu pflücken.
Sind Ihre lokalen Produkte wegen der Coronapandemie gefragter?
Es kommen schon mehr Privatleute, ja. Weil die Restaurants geschlossen sind, haben wir aber grosse Einbussen bei der Gastronomie. Die zusätzliche Nachfrage von Privaten vermag diesen Verlust nicht auszugleichen – das ist für uns keine einfache Situation.
Zum Schluss: Haben Sie ein Lieblingsprodukt?
Ganz klar die Tomate. Seit 30 Jahren sammeln wir die Samen der schönsten Pflanzen. Also vermute ich, dass es bei uns die letzten «traditionellen Tomaten» der Schweiz zu kaufen gibt.
Lokale Lebensmittel boomen
Coronapandemie und Shutdown haben die Nachfrage nach lokal produzierten Lebensmitteln erhöht. Davon profitieren konnten auch Bauernbetriebe, die ihre Produkte direkt vor Ort verkauften: Nicht selten bildeten sich Warteschlangen vor ihren Hofläden. Auch in Zukunft wollen Schweizerinnen und Schweizer lokal einkaufen - das hat eine Umfrage der Fachhochschule Luzern während der ersten Coronawelle ergeben.
Um diesen Trend langfristig zu sichern, unterstützt der Schweizer Bauernverband Produzentinnen und Produzenten mit verschiedenen Massnahmen bei der Direktvermarktung:
- Auf vomhof.ch können Betriebe ihre Produkte online präsentieren. Interessierte finden so schnell Angebote in ihrer Region. Zurzeit nutzen rund 2200 Betriebe diese Plattform. Vor Ort können Kundinnen und Kunden bargeldlos mit Twint bezahlen.
- Das Projekt LandGastWirt fördert die Direktlieferung in lokale Restaurants.
- Hoflädeli24 schliesslich ermöglicht den Verkauf mittels Verkaufsautomaten und einer App.
«Für den Verkauf im Hofladen braucht es eine gewisse Angebotsbreite oder ein speziell interessantes Produkt wie Spargeln, Erdbeeren oder andere Spezialitäten», sagt Sandra Helfenstein vom Schweizer Bauernverband. «Aber nicht jeder ist ein geborener Verkäufer. Wem der direkte Kundenkontakt weniger liegt, kann einen Lieferservice oder einen Onlineshop nutzen.» Auch hier bietet der Bauernverband Information und Unterstützung.
Wer im Hofladen einkauft, erhält frische, saisongerechte Lebensmittel.