Thomas Merz (links) und Jérôme Burkhalter sind mit dem Mountain Drive wendig unterwegs.

Der lange Weg zum geländegängigen Rollstuhl

Der Tüftler und Valiant Kunde Andreas Jutzeler hat mit seinem Team den Mountain Drive entwickelt: einen Rollstuhl, der mobilitätsbeeinträchtigten Menschen Freizeitspass im Gelände ermöglicht.
ValOr-4.11.2021|5min
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«Mit dem Mountain Drive kann jeder raus in die Natur und etwas erleben», sagt Andreas Jutzeler. «Selbstständig allein – oder gemeinsam mit anderen.» Auch das weitläufige Gelände des Freilichtmuseums Ballenberg lässt sich mit dem elektrisch angetriebenen Rollstuhl sicher «erfahren»: Steinige Wanderwege, Matsch und Steigungen bis 32 Prozent können Menschen mit einer Mobilitätsbeeinträchtigung mühelos bewältigen. Noch dazu lässt er sich spielend leicht und einhändig bedienen; das zeigt das Beispiel des 12-jährigen Jérôme, der gerne vorführt, wie er Böschungen hochfährt und geschickt auf kleinstem Raum wendet. 


«Menschen im Rollstuhl sollten die grösstmögliche Bewegungsfreiheit haben.»
Andreas Jutzeler


Viel Durchhaltewillen und Idealismus

Der Tüftler und Valiant Kunde Andreas Jutzeler hatte schon 1996 die Vision eines geländegängigen Rollstuhls. «Mich hat es beelendet, dass im Gebirge für Menschen im Rollstuhl der Weg nur von der Bahn bis ins Restaurant führte – und dann war Schluss.» Als ebenso steinig wie viele Wanderwege erwies sich jedoch die technische Umsetzung der Idee. Antriebskonzept, Stabilität, das hohe Gewicht des Gefährts: Mit dem Projektteam der von ihm gegründeten JST Multidrive AG stand Jutzeler vor ständig neuen Herausforderungen. «Ich habe über Jahre immer wieder von vorne angefangen, meine Freizeit und viel Idealismus in das Projekt investiert», sagt er. 2016 konnte er endlich der Öffentlichkeit einen Prototyp präsentieren: auf dem Stockhorn, in Zusammenarbeit mit der Stiftung Cerebral Schweiz.

Dabei wurde Thomas Merz, der seit einer Hirnblutung auf den Rollstuhl angewiesen ist, auf das revolutionäre Gefährt aufmerksam. «Das hat mein Leben verändert», sagt er. «Endlich konnte ich wieder gemeinsam mit der Familie auf die Alp.» Inzwischen ist der 65-Jährige Botschafter für den Mountain Drive. Er steht in engem Kontakt mit Jutzeler und mit der Stiftung Cerebral, die ein Netz von mietbaren geländegängigen Rollstühlen an Tourismusdestinationen aufbaut. Thomas Merz testet unter anderem die Befahrbarkeit der Wanderwege.

 


Thomas Merz (links) und Jérôme Burkhalter sind mit dem Mountain Drive wendig unterwegs.

 

Das Interesse wächst

Auch Privatpersonen und Reha-Kliniken interessieren sich für einen Kauf des Mountain Drive. Und dies nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland und in Österreich. Für eine europaweite Zulassung initiierte Jutzeler die Prüfung durch den deutschen TÜV. «Das war mit hohen Kosten und viel Arbeit verbunden – und dann kam Corona und brachte alles ins Stocken», erzählt er. «Zudem hatten wir durch die Pandemie im Jahr 2020 nur Ausgaben, aber keine Einnahmen.» So nahm seine Firma einen Geschäftskredit bei Valiant auf. Valiant Kundenberater Marco Lüthi ergänzt: «Wir stehen voll hinter diesem grossartigen Projekt unseres langjährigen Kunden und glauben fest an dessen Erfolg.» Dazu besteht auch Grund: Dank neuen Bestellungen kann die Serienproduktion nach allem Auf und Ab jetzt Fahrt aufnehmen.

 


«Valiant unterstützt spannende, innovative Projekte mit Ausdauer.» Berater Marco Lüthi (links) und sein Kunde Andreas Jutzeler.

 


 

Wo kann man den Mountain Drive leihen?

Menschen mit einer Mobilitätsbeeinträchtigung ermöglicht der Mountain Drive Teilhabe und Freizeitaktivitäten in der Natur. Aktuell stehen an folgenden Standorten ein oder mehrere Rollstühle nach vorgängiger Reservierung zur Verfügung: Stockhorn, Freilichtmuseum Ballenberg, Arosa, Scuol, Bellwald, Malbun-Triesenberg, Freilichtpark Arboretum und Klosters-Madrisa. Die Handhabung wird vor Ort erklärt.

Weitere Informationen gibt es bei der Stiftung Cerebral: www.cerebral.ch/de/jst

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