«Wir waren absolut unvorbereitet, als der Bundesrat Ende Februar 2020 Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen verbot», sagt Manuel Schärer, Leiter Solutions und Mitinhaber von Auviso. Das Luzerner Unternehmen ist eine feste Grösse in der Schweiz, wenn es um Event- und Medientechnik für Generalversammlungen, Konferenzen aller Art, Messen oder auch Konzerte geht. Entsprechend empfindlich wurde es vom Ausbruch des Coronavirus getroffen: Einem wichtigen Standbein brach just zu Beginn der Hochsaison von Jahresversammlungen der Boden weg.
Aufrappeln nach dem Schock
Für die Mitarbeitenden im Geschäftsfeld «Events», die bei grossen Anlässen im Einsatz stehen, beantragte das Unternehmen Kurzarbeit. Der Schock nach dem Veranstaltungsstopp sass trotzdem tief. Doch bald kamen erste positive Signale von Vermietern und Banken, namentlich auch von Valiant. Konkret erhielt Auviso die Möglichkeit, die Kontokorrent-Kreditlimite pragmatisch der Situation anzupassen. «Das hat uns zusätzlichen Spielraum gegeben, um die anstehenden Aufgaben zu meistern», sagt Schärer.
Manuel Schärer (2. v. r.) und Mitarbeitende: «Krise als Chance genutzt.»
Positive Signale kamen auch von den Kunden. «Viele von ihnen waren gewillt, mit uns nach neuen Lösungen zu suchen. So hat es sich aufgrund zahlreicher Anfragen quasi ergeben, dass wir im April damit begannen, neue Eventformate als Ersatz für die ausgefallenen Veranstaltungen zu entwickeln», erzählt Schärer.
Digital statt vor Ort
Was folgte, war ein immenser Entwicklungsschub im Bereich der digitalen Kundenlösungen – in einem Geschäftsfeld, das sich seit 2019 in einem langsamen Aufbauprozess befand. Zu den Dienstleistungen, die Auviso nun rasch ins Portfolio aufnahm, zählen Videoaufnahmen im firmeneigenen Studio, Livestream-Veranstaltungen – darunter Finanzplanungsanlässe für Kundinnen und Kunden von Valiant – oder auch hybride Eventformate, bei denen nur ein Teil des Publikums vor Ort anwesend ist.
Gekommen, um zu bleiben
Es scheint, als seien die Neuerungen gekommen, um zu bleiben. Denn die Zukunft von Grossanlässen ist ungewiss. Auch wenn sie wieder erlaubt werden, ist derzeit fraglich, ob das Geschäft für Auviso im alten Umfang zurückkehrt. «Eine deutliche Erholung erwarten wir erst im Jahr 2022», sagt Schärer. «Als Unternehmen und Arbeitgeber tut uns das weh, denn das Auftragsvolumen einer Generalversammlung mit Hunderten Teilnehmenden vor Ort ist natürlich grösser als eine virtuelle Konferenz oder ein Livestream-Event.»
Videoaufnahmen und Livestreams sind Bestandteile der neuen Realität.
Vor allem für temporär Angestellte, die jeweils im Frühjahr während der Versammlungssaison gefragt waren, ist das eine schlechte Nachricht. Und für die fest angestellten Mitarbeitenden? Jene, die vom Veranstaltungsverbot indirekt betroffen waren, haben neue Aufgaben im Unternehmen übernommen. Aus Videotechnikern sind Digital-Event-Spezialisten geworden, Auviso hat sie entsprechend geschult. «Sie arbeiten jetzt nicht mehr mit Beamer und Leinwand, sondern vermehrt mit dem Laptop, mit Software und schnellen Internetleitungen», sagt Schärer.
Zukunft ist aufgegleist
Die Zäsur, die das Coronavirus auslöste, hat bei Auviso wie ein Brandbeschleuniger gewirkt – im positiven Sinn. Nochmals Manuel Schärer: «Wir hatten nie damit gerechnet, dass uns das Wegbrechen ‹physischer› Veranstaltungen dazu zwingt, die Innovationen im digitalen Bereich derart stark zu forcieren. Als Unternehmen mussten wir, ebenso wie die Mitarbeitenden, die Krise als Chance nutzen. Und das haben wir getan.»